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Farbmanagement (Color Management, CM)

Den Drucker profilieren

Den Drucker profilieren heißt, ein ICC-Ausgabeprofil für den Drucker zu erstellen. Ziel ist, dass die Farben im Druck so aussehen wie auf dem profilierten Bildschirm. Exakt können Ausdruck und Bildschirmbild nicht übereinstimmen, die Farben werden unterschiedlich erzeugt: Beim Bildschirm durch direktes Licht (additive Farbmischung), beim Drucker durch reflektiertes (subtraktive Farbmischung), in beiden Fällen werden verschiedene Stoffe benutzt mit unterschiedlichen physikalisch-chemischen Eigenschaften.

Wie wird der Drucker profiliert?

Man druckt eine Vorlagendatei (Target) aus, die viele Farbfelder enthält. Vorher stellt man das Farbmanagement ab und zwar in der Anwendung, die das Bild druckt und im Druckertreiber. Ich las, es sei sinnvoll, die Tinte einen Tag ins Papier einwirken zu lassen, ihre Farbe könne sich während dieser Zeit ändern. Nach einem Tag misst man die Farbfelder mit einem Spektralphotometer, das der Profilierungs-Software die genauen Farbwerte mitteilt. Anhand der Soll- und Ist-Werte schreibt die Software das Profil.

Spektralphotometer sind nicht billig. Wer viel druckt und verschiedene Papiersorten und Tinten benutzt, sollte sich die Anschaffung überlegen. Es gibt sie zum Beispiel bei ecolortools.com ab 1000 US-Dollar (Xrite Pulse ColorElite oder GretagMacbeth Eye-One Photo).

Günstiger ist, ein Target auszudrucken, das ein Dienstleister anbietet und ihm den Ausdruck zu schicken. Dieser misst es aus und schickt das Profil per Post oder E-Mail. Ein Internetanbieter ist beispielsweise Image Engineering. Dort kostet ein Druckerprofil aktuell 69 € + Mehrwertsteuer.

Günstiger könnten Anbieter außerhalb Deutschlands sein wie etwa Dry Creek Photo (zur Zeit 50 US-Dollar).

Es ist möglich, ein ausgedrucktes Target mit einem profilierten Scanner einzuscannen und einer speziellen Software aus dem Scan ein Profil erstellen zu lassen. Weiter unten ist ein Erfahrungsbericht dazu.

Besser als kein Profil ist vielleicht das Profil, das mit dem Drucker ausgeliefert wird oder auf der Herstellerseite heruntergeladen werden kann. Bestimmt gibt es Seiten im Web von Anwendern, die Profile zum Download anbieten für spezielle Drucker-Tinten-Papierkombinationen.

Am besten druckt man ein paar typische Bilder jeweils mit den verschiedenen in Frage kommenden Profilen aus und je einmal ohne Profil. Bei meinem alten Drucker stellte sich das mitgelieferte Profil als schlechter heraus wie der Druck ohne Profil.

Ein Druckerprofil gilt für eine bestimmte Tinten-Papier-Kombination, nämlich der, mit der das Target für das Profil erstellt wurde. Für andere Tinten und andere Papiere müssen extra Profile erstellt werden. Außerdem muss der Druckertreiber so eingestellt sein wie beim Target-Druck.

Druckertreiber-Einstellungen

Die wichtigsten Druckertreiber-Einstellungen sind:

Alle Druckertreiber-Einstellungen müssen beim Ausdruck identisch sein mit jenen, bei denen das Target ausgedruckt wurde, von dem das ICC-Profil stammt.

Einige Druckertreiber bieten an, Einstellungen zu speichern. Ich speichere sie einzeln für jedes ICC-Profil und lade sie vor dem Druck passend zum Profil.

Abbildung: Für das Farbmanagement wichtige Druckertreiber-Einstellungen. 1. Papiersorte 2. Auflösung (hier Qualitätsbezeichnung für zweithöchste Auflösung statt DPI) 3. Weitere Qualitätseinstellungen (hier Verzicht auf bidirektionalen schnelleren Druck) 4. Speichername — später können alle Einstellungen unter diesem Namen geladen werden 5.1 Farbmanagement (ICC-Profile) 5.2 Farbmanagement deaktiviert, Druck-Programm berechnet Druckfarben. All diese Einstellungen gelten für genau eine Papier- und Tintensorte sowie ICC-Profil. Für eine andere Papiersorte oder andere Auflösung muss ein extra ICC-Profil benutzt werden. Ist 5.2 aktiviert (kein Haken bei "Aus"), darf das Druck-Programm zum Ausdruck kein ICC-Profil benutzen, da der Druckertreiber mit dem ICC-Profil die Druckfarben berechnet.

Wie wird das Profil benutzt?

Druckertreiber oder Bildbearbeitungsprogramm müssen wissen, ob ein und welches Profil zu benutzen ist. Wer das Profil benutzt — Bildbearbeitung oder Treiber, hängt davon ab, wer (vermutlich) die Farben besser umrechnen kann. Es sollen nicht beide das Profil benutzen. Ich beschreibe meine Photoshop-Einstellungen.

Im Druckertreiber stelle ich das Farbmanagement ab und sage Photoshop, es soll beim Drucken die Bilddaten mit dem Druckerprofil konvertieren. Die beiden Bildschirmschnappschüsse zeigen die Einstellungen.

Abbildung: Druckerprofil mit Photoshop benutzen. Im Druckertreiber ist das Farbmanagement abgeschaltet und Photoshop konvertiert die Bilddaten vor der Ausgabe mit dem Druckerprofil.

Damit umgehe ich das Problem, dass der Druckertreiber eventuell Bilddaten erhält, in denen das Profil fehlt (so kann er kein Profil benutzen).

Wie ein Druckerprofil benutzt werden kann (mit anderen Programmen als Photoshop), sollte im Handbuch oder der Hilfe des Bildbearbeitungsprogramms stehen und sicher gibt es viele programmspezifische Seiten dazu im Web.

Erfahrung: Drucker via Scanner profilieren

Ich profilierte meinen alten Fotodrucker (Epson Stylus Photo 750) mit der Scansoftware VueScan. Sie schickt ein IT8-Target an den Drucker, bei dessen Treiber das Farbmanagement deaktiviert sein sollte. Den Ausdruck – das Target – legte ich auf den profilierten Scanner und stellte in der VueScan-Vorschau das IT8-Raster so ein, dass alle Farb- und Graustufenfelder in den Kästchen des Rasters lagen. Daraus erstellte VueScan ein ICC-Profil, das ich in einen Windows-Profil-Ordner kopierte und in Photoshop auswählte.

Abbildung: Auswahl des erstellen Druckerprofils in Photoshop. Zu Testzwecken benannte ich es wie abgebildet. Drucke ich auf ein anderes Papier oder mit einer anderen Tinte, muss ich ein neues Profil erstellen und sinnvoll benennen, zum Beispiel Epson Stylus Photo 750 + Compedo High Gloss 260 g via VueScan.

Helligkeit und Farben waren besser als beim mitgelieferten Profil. Die Arbeit lohnte sich. Unten sind Ausdrucke des Druckers Epson Stylus Photo 750 abgebildet, die mit einem profilierten Scanner eingescannt wurden und recht gut die Unterschiede zeigen wie die viel zu hellen Bilder des Originalprofils.

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Abbildung: Profile bei Farbbildern. [1] Originalbild, [2] Profil des Druckerherstellers (Epson Stylus Photo 750), [3] Von VueScan erstelltes Profil.

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Abbildung: Profile bei Schwarzweißbildern. [1] Originalbild, [2] Profil des Druckerherstellers (Epson Stylus Photo 750), [3] Von VueScan erstelltes Profil.

Mit meinem neuen Fotodrucker (Epson Stylus Photo R2400) überzeugte mich das VueScan-Druckerprofil nicht. Ich erhielt auch eine E-Mail von einem Lesers dieses Artikels, der unzufrieden war mit dem VueScan-Profil.

Bessere Ergebnisse hatte ich mit den ICC-Profilen des Papierherstellers Hahnemühle. Ich lud dort das Profil für meinen Drucker und der Papiersorte, auf die ich drucke, herunter und stellte den Druckertreiber gemäß der Anleitung von Hahnemühle ein.

Aussichten

Jack S. Winberg schreibt über das Colorimeter ColorVision PrintFIX Pro, es sei den mindestens doppelt so teuren Spektralphotometern nicht unterlegen und kostet aktuell ungefähr 500 US-Dollar. Jetzt oder bald spricht nichts mehr gegen ein gleichwertiges Colorimeter, gute Tinten und Papiere sind teuer und eingesparte Fehldrucke könnten das Gerät (bald) amortisieren. Außerdem freut sich der Hobbyfotograf über die bessere Farbtreue.

Elmar Baumann, 18.01.2006.

Letzte Bearbeitung: 08.09.2006.