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Wie benutze ich Lichtformer für Aufsteckblitzgeräte?

Welche Lichtformer für Aufsteckblitzgeräte gibt es?

Für Aufsteckblitzgeräte gibt es die gleichen Lichtformer wie für Studioblitzgeräte. Ich beschreibe die zwei, die ich benutze und stelle zwei weitere kurz vor.

Im Gegensatz zu Studioblitzgeräten haben Aufsteckblitzgeräte kein ständig leuchtendes Licht zur Kontrolle der Wirkung (Einstelllicht). In der Digitalfotografie ist das kein gravierender Nachteil: Ich sehe das Ergebnis gleich nach dem Fotografieren auf dem LC-Display der Kamera.

Die maximale Helligkeit der Aufsteckblitzgeräte ist um das mehrfache geringer als jene leistungsfähiger Studioblitzgeräte und die Aufladezeiten wahrscheinlich länger: Es vergeht mehr Zeit, bis ich das nächste Bild fotografieren kann. An einige Aufsteckblitzgeräte lassen sich zusätzliche Akkus in einem externen Gehäuse anschließen, wodurch die Aufladezeit kürzer wird und ich häufiger blitzen kann bis zum nächsten Akkuwechsel.

Der Vorteil von Lichtformern für Aufsteckblitzgeräte ist, dass diese in der Regel recht klein zusammengefaltet und leicht transportiert werden können ("mobiler Einsatz").

Studioschirme (Schirme)

Studioschirme können wie Regenschirme auf- und zusammengefaltet werden. Sie leuchten eine große Fläche diffus aus (weich, mit hellen Schatten). Ihr Licht lässt sich schlecht vom Hintergrund abschirmen.

Es gibt transparente Schirme, durch die das Blitzlicht leuchtet und welche mit weißer, silberner oder goldener Fläche innen, die das Blitzlicht reflektiert. Die Durchlichtschirme geben geringfügig diffuseres (weicheres) Licht ab als die reflektierenden.

Goldreflektoren verfärben das Licht "warm", wodurch sie nach meiner Meinung weniger vielseitig eingesetzt werden können. Ebensogut kann ich eine orange Farbfolie am Blitzreflektor anbringen und habe warmes Licht, wenn ich einen Schirm mit weißen oder silbernen Reflektor benutze. Mit einem Goldreflektor kann ich praktisch kein farbstichfreies Licht erzielen, mit Farbfolien vor dem Blitzreflektor und Silber- oder Durchlichtschirm habe ich beliebige Farben in unterschiedlicher Intensität.

Abbildung: Studioschirme. Das erste Bild zeigt einen Studioschirm mit Silberreflektor, das zweite einen Durchlichtschirm.

Ich befestige die Schirme an einem Schirmhalter mit Blitzschuh. Der Schirmhalter ist an einem Leuchtenstativ befestigt. Ohne Schirm kann ich direkt blitzen.

Abbildung: Schirmhalter mit Blitzschuh. (1) ist der Blitzschuh, in den ich das Aufsteckblitzgerät stecke. Durch Lockern der Rändelschraube darunter kann ich es drehen. (2) ist eine Schraube zum Befestigen des Schirms, dessen Stange in das Loch (3) gesteckt wird. (4) ist ein Neiger, mit dem ich das Aufsteckblitzgerät samt Schirm oder ohne Schirm nach oben und unten neigen kann. (5) ist der Bolzen, der am Leuchtenstativ befestigt wird. Es gibt Schirmhalter mit Kugelgelenk statt Neiger, über das ich Blitzgerät und Schirm drehen und neigen kann.

Softboxen

Softboxen sind abgeschlossene Gehäuse mit einer großen weißen Fläche, durch die das Blitzlicht leuchtet und von der es gestreut wird. Innen sind Softboxen in der Regel mit reflektierendem Material beschichtet, das weiß, silber oder goldfarben ist. Bezüglich der Goldbeschichtung denke ich das gleiche wie oben bei den Schirmen.

Das Licht der Softboxen ist weich gemäß ihres Namens. Das abgeschlossene Gehäuse verhindert, dass das Blitzlicht unerwünscht den Hintergrund beleuchtet. Manchmal können rechteckige oder wabenförmige Gitter (Grids) vor der Softbox befestigt werden. Diese richten das Licht gezielt auf das Motiv und halten es ab von dessen Umfeld.

Softboxen gibt es mit rechteckiger Frontfläche oder mit annähernd runder (achteckiger). Die Rechtecke können sehr lang und weniger breit sein ("Striplight") bis quadratisch und so gezielt mehr oder weniger Fläche ausleuchten.

Abbildung: Achteckige Softbox. Der Halter für das Aufsteckblitzgerät kann mit der zusammengefalteten Softbox in eine kompakte Tasche verstaut werden. So lässt sich die Softbox leicht transportieren.

Zwei weitere Lichtformer

Der Beauty Dish sieht aus wie eine Schüssel mit einem Deckel in einiger Entfernung vor dem Blitzgerät, der das Blitzlicht in die Schüssel lenkt, die es auf das Motiv reflektiert. Er liefert in der Mitte helles Licht, das nach außen rapide dunkel wird. Beauty Dishes werden oft in der Porträtfotografie eingesetzt.

Soll das Blitzgerät nur eine kleine Fläche beleuchten und sonst nichts in deren Umfeld, ist ein Tubus mit Gitter (Grid) das Mittel der Wahl. So kann ich in der sonst mehr oder weniger dunklen Umgebung den Blick auf einzelne Gegenstände lenken oder Effektlichter auf Haare und Hintergrund setzen.

Anmerkungen

Für große Softboxen und Schirme ab 1 Meter Durchmesser sollte die Leitzahl des Blitzgeräts recht hoch sein, besonders wenn diese weiter entfernt aufgestellt werden. Leitzahl 40 bei ISO 100 und Blitzreflektoreinstellung auf den Bildwinkel eines 35 mm-Objektivs in Kleinbildkameras ("Vollformat") sind eher die Untergrenze.

Ich las die Faustregel, Softboxen sollten nicht weiter entfernt vom Motiv aufgestellt werden, als deren doppelter Durchmesser (Diagonale), eine Softbox mit 70 cm Durchmesser maximal 1,40 m. Getestet habe ich das nicht, in der Regel stelle ich sie deutlich näher ans Motiv, damit das Licht weicher ist.

Für einige Studioblitzgeräte-Lichtformer gibt es Adapter, mit deren Hilfe Aufsteckblitzgeräte befestigt werden können.

Auslösen der Aufsteckblitzgeräte

Ich löse die Aufsteckblitzgeräte über den in die Kamera eingebauten kleinen Blitz aus. Dieser beleuchtet nicht das Motiv, sondern sendet Steuerblitze aus, die von den Aufsteckblitzgeräten empfangen werden. Der Steuerblitz ("Master") sagt, wann und wieviel Licht die Aufsteckblitzgeräte abgeben sollen.

In Räumen mit "durchschnittlicher" Lichtreflexion ist es praktisch egal, wohin der Empfänger der Aufsteckblitzgeräte zeigt: Wände, Boden und Zimmerdecke reflektieren das Licht des Steuerblitzes zum Empfänger. Im Freien ist es wichtig, dass der Empfänger auf den Steuerblitz gerichtet ist. Ich kann auch ein Aufsteckblitzgerät als Steuerblitz (Master) benutzen, falls die Kamera kein eingebautes Blitzgerät hat. Das ist auch sinnvoll im Freien, wenn das Blitzgerät hinter der Kamera aufgestellt ist: Der Reflektor des Steuer-Aufsteckblitzgerätes lässt sich nach hinten drehen. Falls erforderlich, kann ich den Steuerblitz per Kabel von der Kamera trennen.

Will ich im Freien größere Entfernungen überbrücken als ungefähr 10 Meter oder der Empfänger ist durch den Lichtformer etc. verdeckt, kann ich optionale Funkauslöser benutzen: Löse ich den Verschluss aus, sendet ein an der Kamera befestigter Sender ein Funksignal an einen Empfänger, der den Blitz auslöst.

Regeln der Lichtmenge

An meiner Nikon-Spiegelreflexkamera oder Olympus-Spiegellosen kann ich die Lichtmenge für unterschiedliche Blitzgeräte gezielt dosieren, was ich bequemer finde, als dies an den Blitzgeräten einzustellen.

Vorher prüfe ich, ob das vorhandene Licht das Motiv beleuchtet. Ich fotografiere ohne Blitzlicht ein Bild mit der gleichen Blende und Verschlusszeit wie beim Blitzen. Im Freien kann ich es wollen, dass der Hintergrund zu sehen ist. Dann stelle ich Blende und/oder Verschlusszeit passend ein. Auf dem Testbild sollte die Umgebung so hell erscheinen, wie ich das gerne möchte. Im Studio sollte das Testbild weitgehend schwarz sein, andernfalls dunkle ich den Raum ab.

Ob ich manuell blitze oder mit der TTL-Blitzlichtautomatik ist mir meistens egal: Stelle ich an der Kamera einen TTL-Korrekturfaktor ein oder drossele/erhöhe die Lichtleistung manuell, erhalte ich prinzipiell das gleiche Ergebnis.

Wie ich die Lichtmenge steuere, falls ich mit mehreren Blitzgeräten blitze, beschrieb ich im Artikel "Blitzen mit mehreren Blitzgeräten: Lichtmengenverhältnis steuern".

Elmar Baumann, 06.12.2014.