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Kameras

Schwenkbares LC-Display

Ein schwenkbares LC-Display auf der Kamerarückseite kann zumindest nach oben geklappt werden, meist auch nach unten. Am flexibelsten sind LC-Displays, die zur Seite geklappt und 180° um eine Achse gedreht werden können. Schwenkbare LC-Displays erleichtern das Fotografieren spürbar, bestimmte Aufnahmen sind nur auf diese Weise praktikabel.

Ich gehe davon aus, das Display wird vor dem Auslösen zur Bildgestaltung benutzt, nicht erst zur anschließenden Bildkontrolle. Die Vorab-Kontrolle ist am besten umgesetzt in spiegellosen Kameras. Hier sehe ich in der Regel die ungefähre Helligkeit des späteren Bilds resultierend aus eingestellter Blende und Verschlusszeit oder kann es mir schwarzweiß anzeigen lassen, falls ich es später so bearbeiten will. Auch in Spiegelreflexkameras mit Live View ist ein schwenkbares LC-Display von Vorteil.

Erleichterung und Praktikabilität

Schaue ich während des Fotografieres durch den Sucher, sind meine Augen zwangsweise in dessen Höhe. Dazu brauche ich ein hohes Stativ. Bei Aufnahmen aus allen Höhen abweichend von meiner Augenhöhe bei bequemer Körperhaltung bin gezwungen, weniger komfortable Stellungen einzunehmen, meinen Rücken zu krümmen. Ist die Kamera oberhalb meines Kopfes, kann ich nur "blind" fotografieren. Ein großes Stativ ist sperriger und schwerer, ungünstige Körperhaltungen belasten zusätzlich.

Bei Aufnahmen von Fernem ohne Vordergrund ist es nicht besonders schlimm, aus einer Höhe zu fotografieren, bei der ich mich nicht zu bücken brauche, da es ziemlich egal ist, ob ich die Kamera aus 1 Meter oder 1,80 Meter Höhe auf das Motiv richte. Bei Abständen von nur wenigen Metern oder unterhalb eines Meters ändert sich dabei signifikant die Bildgestaltung. Aufnahmen von Kindern aus der Erwachsenen-Perspektive sind meistens weniger eindrucksvoll als aus deren Augenhöhe.

Fotografiere ich durch den Sucher, bedeutet das, dass ich bei einer Vielzahl von Aufnahmen unkomfortable Körperhaltungen einnehmen muss. Ich kenne alle Stellungen bis hin zur Bauchlage, die bei feucht-kaltem Boden nicht nur unangenehm ist.

Bei einem schwenkbaren Display bringe ich die Kamera in eine Position, aus der das Motiv gut erscheint. Dann schwenke ich das Display so, dass ich im Stehen bequem das Bild beurteilen kann. Bei Aufnahmen in Bodenhöhe brauche ich nur in die Hocke zu gehen oder kann mich auf einen Klappstuhl setzen. Aufnahmen oberhalb Kopfhöhe sind mit nach unten klappbaren LCD vor dem Auslösen zu beurteilen. Bei Aufnahmen durch ein Mikroskop ist kein weniger komfortabler Winkelsucher erforderlich.

Ich fotografiere gerne aus Hüfthöhe, während das LC-Display nach oben geklappt ist. Ober- und Unterarme sind entspannt an meinen Körper gedrückt. Damit ist die Kamera gut stabilisiert. Kinder kann ich dabei aus Augenhöhe fotografieren, beispielsweise auch, während ich mich mit ihnen unterhalte. Nicht viele kommen auf die Idee, dass ich so fotografiere und es gelingt der eine oder andere Schnappschuss ohne typische Mimik, die viele aufsetzen, wenn sie davon ausgehen, fotografiert zu werden. Da die Kamera nicht mein Gesichtsfeld verdeckt, habe ich Rundumblick und bekomme mehr mit.

Lässt sich das Display zur Seite klappen und um eine Achse drehen, kann ich auch Hochformataufnahmen gleichermaßen bequem fotografieren. Zusätzlich kann ich dann die Rückseite des Displays in eine Hand betten und damit die Kamera stabilisieren.

Kann das Display so geschwenkt werden, dass ich es von der Kameravorderseite betrachten kann, gewinne ich bei Aufnahmen in kleinen Räumen etwa einen halben Meter mehr Abstand. Einmal fotografierte ich durch die Speichen eines Wagenrads, das schräg an eine Wand gelehnt war; die Kamerarückseite berührte die Wand und mit nach vorne geklappten LCD stellte ich den Bildausschnitt ein. Die folgenden Abbildungen zeigen einige Beispiele.

Abbildung: Klapp-LCD als Stativersatz für Hochformataufnahmen. Die Kamera kann ich auf eine feste ebene Fläche legen und mit dem Scharnier in Grenzen die Neigung einstellen. Der Selbstauslöser ist auf mindestens 2 Sekunden eingestellt, damit die Vibrationen, verursacht durch Druck auf den Auslöser, ausgeklungen sind.

Abbildung: LCD zur Stabilisierung. Ist das LCD so aufgeklappt, kann ich es in die linke Handfläche betten und die Kamera zusätzlich stabilisieren.

Abbildung: LCD in Richtung der Kameravorderseite. So kann ich die Kamera an ungewöhnlichen Orten platzieren und trotzdem das Bild beurteilen.

Abbildung: Kamera in Bodenhöhe (Wasserspiegelhöhe). Eine Position wie diese wäre mit Blick durch den Sucher nicht praktikabel.

Ergänzender optischer Sucher

Seit ich eine spiegellose Kamera habe, fotografiere ich kaum noch mit der Spiegelreflexkamera, da diese deutlich mehr wiegt und ich lieber mit dem schwenkbaren LCD arbeite. Scheint die Sonne auf das LCD, ist eine Bildgestaltung nicht mehr möglich. In diesen Fällen benutze ich den optischen Sucher, dieser ist nicht überflüssig bei Kameras mit schwenkbarem LCD. In meiner Praxis ist das relativ selten der Fall.

Fazit

Eine spiegellose Kamera muss ein schwenkbares LC-Display haben, damit sie für mich interessant ist. Es erleichtert das Fotografieren erheblich und führt in vielen Fällen zu besseren Bildern, da ich die Kamera wegen der geringen Bequemlichkeitseinbuße "wirklich" günstig positioniere – je näher das Motiv, desto wichtiger ist das.

Elmar Baumann, 02.02.2014.