Sie sind hier: Technik Tutorial Elektronische Bildbearbeitung Farbmanagement (Color Management, CM) Den Bildschirm profilieren

Farbmanagement (Color Management, CM)

Den Bildschirm profilieren

Zumindest der Bildschirm sollte profiliert sein. Es gibt Programme, die das ohne Hardware erledigen, zum Beispiel Adobe Gamma, das mit Photoshop installiert wird. Diese sind recht ungenau (besser als nichts).

Ich beschreibe kurz, wie ich einen Monitor mit Profilierungs-Hard- und Software profiliere. Gute Hardware – ein Spektralphotometer – ist teuer (1500 Euro und mehr). Für Hobbyfotografen sollten die preiswerten Colorimeter ausreichen, die es inklusive Software ab etwa 100 Euro gibt. Ich benutze den Spyder2 von Colorvision.

CRT-Bildschirme sollten mindestens ½ Stunde eingeschaltet sein, LCDs 5 Minuten, damit sich ihre Farbwiedergabe nicht ändert. Die Beleuchtung sollte so sein wie gewöhnlich und es darf kein direktes Licht auf den Bildschirm fallen. Ich schließe das Messgerät an und starte die Profilierungs-Software.

Vor dem Profilieren kalibriere ich den Monitor, stelle Schwarzpunkt, Weißpunkt, Helligkeit, Gamma, Graubalance und Farbtemperatur ein: Ist das Monitorbild zu hell, erscheinen mir die Ausdrucke zu dunkel, reicht der Kontrast nicht aus, sehe ich Helligkeitsabstufungen möglicherweise nicht. Durch diese Aufgabe führt die Profilierungs-Software Schritt für Schritt. Zuerst stelle ich am Monitor den Gammawert ein (2,2), die Farbtemperatur (6.500 °Kelvin), die maximale Helligkeit und den Kontrast. Die Helligkeit misst das Colorimeter, den Kontrast beurteile ich anhand Graustufenverläufen, die die Software anzeigt. Zuletzt regle ich die Intensität der einzelnen drei Farbanteile Rot/Grün/Blau, bis sie gleich sind, damit kein Farbstich entsteht. Die Profilierungs-Software zeigt mir an, dass beispielsweise Blau deutlich stärker ist als Rot und Grün, also nehme ich Blau zurück. Meist sind mehrere Versuche notwendig, da das Ändern eines Farbanteils die anderen beeinflusst: Erhöhe ich eine Farbe, kann eine andere weniger werden anstatt gleich zu bleiben. Meine Software zeigt rote, grüne und blaue Säulen an, je höher eine ist, desto größer ist der Farbanteil. Alle drei Säulen soll ich auf eine bestimmte gleiche markierte Höhe bringen, wobei eine kleine Abweichung in Ordnung ist, den Zahlenwert der Abweichung zeigt mir die Software an, ebenso ob die Abweichung in Ordnung geht.

Nachdem der Bildschirm kalibriert ist, schickt die Software verschiedene Farben an den Bildschirm, das Spektralphotometer oder Colorimeter misst sie und übermittelt der Software die Messwerte. Anhand der Soll- (geschickte Farben) und Ist-Werte (angezeigte Farben) schreibt sie das Profil. Ist sie fertig, installiert die Software das Profil und sorgt dafür, dass es beim Betriebssystemstart geladen wird.

Abbildung: Bildschirm profilieren. Hier hängt der Spyder2 über dem Bildschirm, der ein Fenster der Profilierungs-Software anzeigt.

Betriebssysteme mit Farbmanagement binden das Profil ein ("verknüpfen" es mit dem Bildschirm) und Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop benutzen es zum Anzeigen der Bilder.

Bildschirme sollten nicht in "bunter Umgebung" stehen: Die Umgebungsfarben beeinflussen, wie wir Farben wahrnehmen (Simultankontrast). Das gilt auch für die Farbe der Zimmerbeleuchtung.

Am Bildschirm darf nach der Profilierung nichts mehr verstellt werden. Werden Helligkeit, Kontrast, Farbtemperatur oder andere Werte verstellt, welche die Farben verändern, muss neu profiliert werden.

Mein LCD-Bildschirm hat separate Einstellungsspeicher zum Beispiel für Text und Video. Für das Profil benutze ich den benutzerdefinierten Speicher und schalte ihn für die Bildbearbeitung zu. Die automatische Helligkeitsanpassung schalte ich ab.

Etliche Farben, die der Bildschirm anzeigen kann, können nicht vom Drucker ausgedruckt werden, da beide Geräte Farben auf verschiedene Weise erzeugen. Diese "Problem-Farben" können Bildbearbeitungsprogramme auf Wunsch anzeigen. Photoshop zum Beispiel blendet in den Farbauswähler ein Warndreieck ein.

Elmar Baumann, 15.01.2006

Letzte Bearbeitung: 21.02.2013.