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Perspektive bearbeiten

Stürzende Linien korrigieren über Transformationen

Steht die Sensoroberfläche (der Film) nicht parallel zu einer Ebene, wird diese verzeichnet abgebildet, im Bild erscheint ein Rechteck als Trapez. Das bekannteste Beispiel sind vermutlich Gebäude, die auf den Bildern scheinbar nach hinten wegkippen, die Kamera wurde nach oben gerichtet, damit sie ganz aufs Bild passen. Die nach oben aufeinander zulaufenden Linien der Gebäudekanten werden stürzende Linien genannt. Mit dem Transformationswerkzeug können sie begradigt werden, anschließend verlaufen sie parallel zu den Bildkanten.

Falls möglich, richte ich den Sensor parallel zu Ebenen aus. Ich kann höhere Gebäude in Höhe ihrer Mitte fotografieren aus einem oberen Stockwerk gegenüber, aus größerer Entfernung mit einem Teleobjektiv oder mit einem Shift-Objektiv.

Das folgende Bild zeigt die Würzburger Marienkapelle, fotografiert 1986 mit einem Weitwinkelobjektiv. Ich habe kein Shift-Objektiv, konnte nicht weiter weg und richtete die Kamera nach oben.

Abbildung: Stürzende Linien.

Zum Transformieren blende ich ein Raster (Gitternetz) ins Bild ein, es erleichtert die Arbeit, so kann ich prüfen, ob die Linien nach einer Korrektur wunschgemäß waag- oder senkrecht verlaufen. Den Abstand und die Farbe der Gitterlinien passe ich bei Bedarf Größe und Farbe des Bilds an.

Abbildung: Raster einblenden, konfigurieren. Bei Photoshop wird das Raster über das Ansicht-Menü eingeblendet (Tasten Alt+K+') und konfiguriert über die Grundeinstellungen (Tasten Strg+K, Strg+6)

Ist das Raster eingeblendet, wähle ich das gesamte Bild aus (Strg+A).

Abbildung: Bild mit Raster.

Ich benötige das Transformationswerkzeug, bei Photoshop erreiche ich es über das Menü Bearbeiten / Frei transformieren (Tasten Strg+T), bei GIMP über Werkzeuge / Transformationen / Perspektive (Umschalt+P).

Abbildung: Menüpunkt "Frei transformieren" in Photoshop.

Ich blende Fensterrahmen, Paletten und Menüs aus (Photoshop: Mehrmals die Taste F drücken) und vergrößere das Bild so, dass ich noch den Rahmen nach oben ziehen kann. Mit der Tastenkombination Strg+Umschalt (GIMP benötigt keine zusätzlichen Tastendrücke) kann ich es trapezförmig verzerren. Bin ich unsicher, ob eine Linie waag- oder senkrecht verläuft, vergrößere ich das Bild und prüfe das anhand der Gitterlinien. Am Ende sieht das Bild aus, wie in folgender Abbildung:

Abbildung: Bild umgeformt.

Die richtige Transformation zu finden, kann Zeit kosten. Zöge ich die Linien nur nach außen und nicht auch nach oben, wäre alles gestaucht, zu niedrig. Ziehe ich links, verändert sich das Bild auch rechts. Zum Ziehen verkleinere ich das Bild so weit wie nötig, zur Kontrolle vergrößere ich es und prüfe, ob die Gebäudelinien parallel zu den eingeblendeten senkrechten Gitterlinien verlaufen und zwar links, rechts und in der Mitte.

Abbildung: Ausschnitte aus einer Kontroll-Vergrößerung. Die Gebäudekanten laufen ausreichend parallel zu den senkrechten Gitterlinien.

Bin ich zufrieden mit dem Ergebnis, wende ich die Transformation an (Doppelklick ins Bild). Unten ist das Ergebnis zu sehen. Wie hoch der Turm nach meiner Empfindung erscheint, müsste ich vor Ort prüfen und gegebenenfalls das Bild erneut bearbeiten.

Abbildung: Marienkapelle nach der Transformation.

Elmar Baumann, 10.02.2007.