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Digitalfotos richtig belichten

Expose to the Right - Digitalfotos richtig belichten

Ich benutze den Term "Expose to the Right" aufgrund der größeren Verbreitung als dessen Eindeutschung. Expose to the Right bezieht sich auf das Histogramm: Der Sensor soll so belichtet werden, dass möglichst viele Helligkeitswerte rechts sind, ausgehend davon, dass im Histogramm auf der Waagrechten die Helligkeiten von links nach rechts größer werden; der erste linke Punkt repräsentiert Schwarz, der letzte rechte Weiß. "Bildwichtige" Details sollen nicht den Maximalwert erreichen, nicht am rechten Rand "anstoßen", nicht dort "kleben", keine (dünne) hohe Linie bilden, nicht weiß werden (überbelichtet, "abgeschnitten, Clipping").

Das Signal-Rausch-Verhältnis ist günstiger, falls viel Licht auf den Sensor fällt, in hellen Bildstellen ist weniger Rauschen als in dunklen. Insbesondere die dunkleren Bildstellen profitieren von der längeren Belichtung. Dies ist für mich die Haupt-Motivation für "Expose to the Right" und nicht, dass für größere Helligkeiten "mehr Zahlenwerte" zur Verfügung stehen, wie häufig zu lesen ist. Mehr dazu steht in "Noise, Dynamic Range and Bit Depth in Digital SLRs".

Ein Beispiel für mehr Zahlenwerte (die nicht die Ursache für weniger Rauschen sind): Laut der Tabelle des vorherigen Artikels werden Helligkeiten zwischen den relativen Lichtwerten 3 bis 4 in etwa 6.000 verschiedenen Zahlen kodiert, jene von den Lichtwerten -2 bis -1 (nur noch) in etwa 300 Zahlen. Anders ausgedrückt: Die gleichen Helligkeitsunterschiede dunklerer Motivstellen lassen sich nicht so fein differenziert speichern wie jene der helleren Motivstellen.

Korrektur im RAW-Konverter

Sie können aus der Tabelle lesen: Der RAW-Konverter erzeugt (undifferenziertes, überbelichtetes) Weiß für Helligkeiten ab 3 Lichtwerte mehr als die Belichtung, jedoch in der RAW-Datei gibt es dort noch differenzierte Daten.

RAW-Konverter können diese Daten nutzen und durch eine Korrektur der Belichtung ein richtig belichtetes Bild berechnen.

Belichtung einstellen

Ich kann das Histogramm in das LC-Display der Kamera einblenden und die Belichtung so lange erhöhen, wie keine Überbelichtung eintritt. Das geschieht, falls auf der rechten Histogrammseite ein hoher Balken erscheint oder die Spitzlichteranzeige aktiviert wird (weiße, überbelichtete Stellen im Bild blinken). Letztere ist mir lieber, unwichtiges darf weiß werden. Die Spitzlichteranzeige zeigt mir, wo etwas weiß wird und anhand dieser Information entscheide ich, ob das in Ordnung geht.

Mir ist keine Kamera bekannt, die das Histogramm der Sensor-Rohdaten anzeigt. Statt dessen zeigen die Kameras das Histogramm eines umgerechneten (JPEG-) Bilds an, das Überbelichtung implizieren kann, wo der Sensor noch differenzierte Informationen enthält. Das gleiche ist der Fall bei der Spitzlichteranzeige. Für meine Kamera, der Nikon D300, fand ich heraus, dass ich ungefähr eine Blende reichlicher belichten kann, sobald die Spitzlichteranzeige aktiviert wird. Ich erhöhe die Belichtung so lange, bis die Spitzlichteranzeige anfängt zu blinken und gebe noch 1/2 Blende bis 1 Blende hinzu.

Ein kürzerer Weg besteht darin, die hellste bildwichtige Stelle zu messen und so viele Lichtwerte mehr einzustellen wie möglich. Dies variiert zwischen den ISO-Werten einer Kamera und unterschiedlichen Kameras. Ich verfahre nicht so, für mich ist wichtig, dass das Wesentliche des Motivs eine Mindesthelligkeit hat und von dort ausgehend erhöhe ich die Belichtung (außerdem erspare ich mir zeitaufwändige Tests).

Bearbeitung im RAW-Konverter

Allgemeines Vorgehen:



Abbildung: Expose to the Right im RAW-Konverter. Das RAW-Konverter-Histogramm des ersten Bilds resultiert aus einer Konvertierung ohne Korrektur. Sie können sehen, wie die Helligkeitswerte rechts gehäuft auftreten und es gibt überbelichtete (weiße) Stellen (dünner hoher Balken am rechten Histogrammende, oberes rechtes Dreieck ist "aktiviert", zeigt die Farbe der überbelichteten Stellen). Das gleiche Bild belichtete ich im RAW-Konverter 2 Lichtwerte (Blenden) geringer. Nun haben die Wolken Details und Farbe und die Helligkeiten sind weiter verteilt (es gibt mehr unterschiedliche Helligkeitswerte im Histogramm als vorher). Der erste Schnappschuss der Regler zeigt die Einstellungen in Lightroom-Version 3, der zweite in Lightroom-Version 4 für ungefähr den gleichen Bildeindruck.

Elmar Baumann, 07.09.2011.

Letzte Bearbeitung: 24.05.2012.