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Fotografieren (Praxis)

Den Sonnenstand vorhersagen

Die Sonne beleuchtet die Landschaft am attraktivsten eine Zeit lang nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang. Dann hat das Sonnenlicht weniger Kontrast und fällt schräg ein, wodurch interessante Schatten entstehen, die dem Motiv Räumlichkeit verleihen. Auch die Zeit vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang ist fotogen, weil der Himmel um diese Zeit schöne Farben hat. Deshalb ist es nützlich zu wissen, wann die Sonne aufgeht und wann unter.

Abbildung: Smartphone-Schnappschuss bei Licht vor Sonnenaufgang. Das Bild fotografierte ich auf dem Weg zum Bahnhof am 16.10.2017 um 07:12 Uhr. Die Sonne ist etwa eine halbe Stunde später um 07:44 Uhr aufgegangen. Oberhalb des Bodennebels ist der Himmel orange und geht über in ein zartes Rosa, Purpur und Dunkelblau, in dem die Mondsichel zu sehen ist. Das meinte ich mit "schönen Farben".

Hierzu benutze ich die Smartphone-App PhotoPills. Ich gehe nur kurz darauf ein. Der interessierte Leser kann das Handbuch studieren und die Video-Tutorials anschauen.

Anhand Datum, Uhrzeit und GPS-Koordinaten zeigt PhotoPills die Daten für den Ort an, an dem ich mich befinde. In der Regel benutze ich nur die Information über die Uhrzeiten, zu denen die Sonne auf- und untergeht. Die Lichtrichtung kann ich grob abschätzen: Die Sonne geht immer in östlicher Richtung auf – im Sommer weiter nördlich, im Winter weiter südlich – und westlich unter – im Sommer ebenfalls weiter nördlich, im Winter weiter südlich – und steht Nachmittags auf der Nordhalbkugel im Süden, auf der Südhalbkugel im Norden (zwischen dem Äquator und den Wendekreisen ist es etwas komplizierter).

Im Bildschirmschnappschuss unten ist zu sehen, dass am 30.10.2017 um 7:06 Uhr Sonnenaufgang ist und um 17:01 Sonnenuntergang. Zusätzlich sind die beiden "blauen" und "goldenen Stunden" aufgelistet, während der die Sonne knapp unter dem Horizont oder tief am Himmel steht (-6° bis -4° sowie -4° bis 6° bezüglich des Horizonts).

Abbildung: PhotoPills-Seite "Sonne → Info". Die Erklärung steht oben. Ein Klick auf den Bildschirmschnappschuss zeigt diesen in Originalgröße an.

Über die Augmented Reality (Erweiterte Realität) kann ich die Smartphone-Kamera auf ein Wunschmotiv richten und die imaginäre Sonnenbahn am Himmel sehen. Im Bildschirmschnappschuss unten stimmt die berechnete Position ohne Kalibrierung für meine Zwecke ausreichend überein mit der wirklichen. Die orange Linie ist die Sonnenbahn, der orange Kreis die Sonne und neben der Sonnenbahn stehen die Uhrzeiten, zu denen die Sonne eine bestimme Höhe erreicht. Unten sind die Horizontlinie und Himmelsrichtungen abgebildet. So weiß ich beispielsweise, um wie viel Uhr ungefähr die Sonne einen Berggipfel oder eine Turmspitze erreicht.

Abbildung: PhotoPills-Seite "Sonne → Augmented Reality". Die Erklärung steht oben. Ein Klick auf den Bildschirmschnappschuss zeigt diesen in Originalgröße an.

Über den Planer kann ich auf der Landkarte sehen, unter welchen Winkeln die Sonne ein Motiv zu unterschiedlichen (zukünftigen) Zeitpunkten beleuchtet und es während meiner Wunschbeleuchtung aufsuchen. Dazu setze ich einen "Pin" auf das Motiv und verschiebe die Zeitachse so lange, bis der Einstrahlwinkel passt.

Die Planung geht so weit, dass ich bestimmen könnte, wann – Tag, Monat, Jahr, Uhrzeit – die Sonne oder der Mond in bestimmter Höhe über einem Wunschmotiv stehen, wenn ich dies aus einer vorgegebenen Richtung fotografiere bzw. aus welcher Richtung und Höhe ich fotografieren muss, damit dies eintritt.

Abbildung: PhotoPills-Seite "Planer". Hier ist der Standort des oberen Schnappschusses bei Licht vor Sonnenaufgang zu sehen zur Uhrzeit des Auslösens. Die Karte ist blau gefärbt, weil das Foto zur "Blauen Stunde" entstand – an diesem Tag zwischen 7:11 Uhr und 7:24 Uhr. Die dickere orange Linie zeigt die Richtung des Sonnenlichts zum Zeitpunkt des Sonnenaufgangs, die dünnere die aktuelle Richtung. Da sie vor dem Sonnenaufgang liegt, ist die Sonne noch nicht zu sehen. Durch Verschieben der Zeitskala im unteren Drittel bewegt sich die Linie mit der aktuellen Sonnenlichtrichtung. Zum Planen kann ich so vorgehen: Ich setze den Pin – den roten Kreis mit senkrechter Linie – auf den Aufnahmestandort und verschiebe die Zeitskala so lange, bis die Sonnenlichtrichtung ideal ist. Die Zeitskala zeigt dann die Uhrzeit (und das Datum) an, zu der ich am Standort sein sollte. Ist der Pin am Aufnahmestandort platziert, wie in diesem Bildschirmschnappschuss, sehe ich, wie die Sonne auf mich einstrahlt, was gut geeignet ist für Gegenlichtaufnahmen. Will ich sehen, wie die Sonne das Motiv seitlich oder von vorne trifft, setze ich den Pin auf das Motiv. Ein Klick auf den Bildschirmschnappschuss zeigt diesen in Originalgröße an.

Außer Sonne und Mond lässt sich der Nachthimmel planen: Ich kann beispielsweise berechnen, wann die Milchstraße in einem bestimmten Winkel hinter einem Motiv steht oder mit mit der Augmented Reality anschauen, wo und wie sie heute Nacht zu sehen sein wird.

PhotoPills hat noch einige Rechner, beispielsweise für die Schärfentiefe und Zeitrafferaufnahmen. Mehr dazu steht im oben verlinkten Handbuch.

Elmar Baumann, 10.11.2017.

Letzte Bearbeitung: 18.11.2017.