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Einzelne Themen ausführlich

Was ist normal am Normalobjektiv?

Definition: Was ist ein Normalobjektiv?

Ein Normalobjektiv ist ein Objektiv, dessen Brennweite etwa so lange ist wie die Diagonale des Sensors oder Films.

Beispiele: Ein Kleinbildfilm hat eine Diagonale von 43 mm (Quadratwurzel der Summe: Länge zum Quadrat plus Breite zum Quadrat = √(242 + 362)). Ein Objektiv mit 43 mm Brennweite ist ein Normalobjektiv für Kleinbildfilme. Im Handel werden für Kleinbildkameras meist Objektive mit einer Brennweite von 50 mm als Normalobjektive angeboten.

Ein Film mit 6 mal 6 Zentimetern Kantenlänge (Mittelformat) hat eine Diagonale von etwa 8,5 Zentimeter (85 Millimeter). Objektive mit einer Brennweite von etwa 85 mm sind Normalobjektive für das Filmformat 6 × 6 cm.

Warum ist das Normalobjektiv normal?

Ein Objektiv heißt normal, wenn auf einem Bild, das damit fotografiert wurde, bei "üblicher" Betrachtungsentfernung die abgebildeten Objekte genau so groß erscheinen wie "in Wirklichkeit" vom Aufnahmestandort aus betrachtet und die Größenverhältnisse aller Objekte darauf ebenso erscheinen wie vom Kamerastandort aus gesehen.

Was ist die übliche Betrachtungsentfernung?

Die "übliche" Betrachtungsentfernung ist so groß wie die Diagonale des Bilds. Üblich, da dieser Abstand angeblich "angemessen" ist und von den meisten Menschen bevorzugt werden soll. Das Bild soll so am wirkungsvollsten erscheinen [SolfFoto].

Beispiel: Ein Bild mit den Abmessungen von 20 × 30 Zentimetern hat eine Diagonale von etwa 36 Zentimeter. Die "übliche" Betrachtungsentfernung ist ungefähr 36 Zentimeter.

Warum erscheinen alle Objekte auf dem Bild so groß wie in Wirklichkeit?

Die Objekte erscheinen auf dem Bild so groß wie in Wirklichkeit, da beim Betrachten der gleiche Gesichtswinkel entsteht.

Der Gesichtswinkel ist der Winkel, zwischen den gedachten Linien der Begrenzungspunkte eines Objekts und dem Mittelpunkt der Augenlinse, siehe Abbildung 1. Der Gesichtswinkel bestimmt, wie groß ein Objekt erscheint. Je größer der Winkel ist, desto größer erscheint es. Ist der Gesichtswinkel bei zwei Objekten identisch, erscheinen sie gleich groß.

Abbildung 1: Gesichtswinkel.

Ist der Bildwinkel des Objektivs so groß wie der Gesichtswinkel beim Betrachten des Bilds, erscheinen beim Betrachten alle abgebildeten Gegenstände unter dem gleichen Gesichtswinkel wie bei der Aufnahme, das heißt, gleich groß.

Abbildung 2 soll das veranschaulichen. Zur Konstruktion der Abbildung auf dem Sensor (Film) werden die Mittelpunktstrahlen (Begrenzungsstrahlen des Gegenstands, die zum Mittelpunkt des Objektivs verlaufen) benutzt, die nicht vom Objektiv gebrochen werden. Ist das Objektiv im selben Verhältnis vom Sensor (Film) entfernt wie später der Betrachter vom Bild, erscheinen alle abgebildeten Gegenstände unter dem gleichen Gesichtswinkel wie vom Standort der Kamera aus betrachtet.

Abbildung 2: Bildwinkel.

Das selbe Verhältnis entsteht, wenn der Bruch: Sonsorlänge (Filmlänge) geteilt durch Objektivabstand gleich ist mit dem Bruch: Bildlänge (Vergrößerung) geteilt durch Betrachtungsabstand. Der Betrachtungsabstand zum Bild ist so lang wie die Diagonale des Bilds. Die Brüche sind gleich, wenn das Objektiv so weit vom Sensor (Film) entfernt ist, wie die Diagonale des Sensors (Films) lang ist.

Bei Entfernungseinstellung auf Unendlich muss die Brennweite gleich lang sein wie die Diagonale.