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Kommentare (Essays)

Geschmack

Das Duden Bedeutungswörterbuch erklärt Geschmack als Fähigkeit oder persönliche Vorliebe, (etwas [schönes]) zu beurteilen [DudenBed]. Unstrukturiert einige Gedanken dazu:

Ich fand meine Vorlieben im Lauf der Zeit heraus und verbrachte mehr Zeit mit ihnen, nachdem sie mir bewusst waren. Ich habe nicht den Eindruck, diese Suche endet irgendwann.

Vor vielen Jahren sah ich in einem Film diese Szene: Ein Adliger beschreibt wortreich einem Wikinger die Vorzüge eines Weins, das Anbaugebiet, den Geschmack und so weiter. Der Wikinger antwortet: "Ich lasse ihn mir durch die Kehle rinnen. Entweder er schmeckt mir oder er schmeckt mir nicht!".

Der Verstand kann mühelos begründen, weshalb ein Foto gut sein soll oder Kunst. Davon lasse ich mich nicht beeindrucken. Beim Betrachten eines Bilds versuche ich, spontan auftauchende wertende Worte zu ignorieren, das "Fotografen-Über-Ich" zum Schweigen zu bringen — "Der Horizont ist in der Bildmitte!", "Es ist nicht ganz scharf", "Das wurde zu oft fotografiert" — und den Namen des (berühmten) Fotografen zu vergessen. Von Bedeutung ist, wie mich das Bild anspricht und ich will mir nicht sagen lassen, was ich davon zu halten habe.

Es ist nützlich, herauszufinden, wie andere fotografieren, Bildbände anzuschauen, Fotos in Zeitschriften und auf Ausstellungen. So ist die Chance groß, zu entdecken, was mir gefällt. Ich kann allenfalls kurzzeitig zufrieden sein mit meiner Arbeit. Suche ich, finde ich vielleicht Bilder von anderen, die mir besser gefallen als meine eigenen, die zeigen, wie es besser geht.

Anders ausgedrückt: Schmeckt mir etwas gut und ich bin damit zufrieden, lohnt es sich trotzdem, nach anderem Ausschau zu halten. Vielleicht finde ich etwas, das mir besser schmeckt. Ich verinnerliche das Rezept und passe es meinem Geschmack an.

Elmar Baumann, 11.02.2006

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