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Kommentare (Essays)

Wie Fotografieren mein Hobby wurde

Ich glaube, meine Begeisterung für die Fotografie entwickelte ich als Kind beim Heben und Befühlen solider, schwerer Leder gebundener Fotoalben, dem Umblättern der Kartonseiten und Anschauen der Schwarzweißfotos darin, befestigt mit Fotoecken, gegenüberliegende Seiten getrennt durch zarte, transparente Peragmentblätter mit Strukturen auf der Oberfläche, die beim Umblättern raschelten. Zu einigen Bildern erzählte mein Vater Geschichten. Mich faszinierten riesige brillante, im Dunkeln leuchtende Bilder von Diaschauen. Ich erinnere mich an die Faszination, die ich als Kind erlebte bei einer Vorführung im Freien während einer warmen Nacht. Es gab Musik, Essen und Trinken. Dias wurden groß auf eine Hauswand projiziert. Ein Labor-Fotokurs in der Schule vertiefte mein Interesse.

Meine erste Kamera

Ein Onkel schenkte mir meine erste Kamera, als ich 9 Jahre alt war und zwar einen 126-er Kassettenfilm-Apparat mit einem Filmbild von 28 mal 28 Millimetern. Das Objektiv ließ sich einstellen auf zwei feste Entfernungen, eine für Nah, eine für Fern. Die Kamera hatte zwei Verschlusszeiten, eine für Sonnenschein, eine für Bewölkung. In eine Buchse konnte ich 4-er Blitzwürfel stecken, die sich mit der Buchse drehten, wenn ich den Film zum nächsten Bild transportierte über ein geriffeltes Plastikzahnrad, wobei die Kamera laut schnarrte.

Alles, was ich in den folgenden Jahren damit fotografierte, waren Knipsbilder von "Familien-Höhepunkten" wie Weihnachten, Geburtstage, Ostern. Ich beabsichtigte nicht, zu gestalten. Die Bilder halfen, an vergangene Ereignisse zu erinnern.

Als ich meine zweite Kamera hatte, fotografierte meine Schwester noch eine Zeit lang mit meiner ersten. Eines Tages funktionierte sie nicht mehr und landete im Müll.

Abbildung: 126-er-Kassettenkamera. Hier hält Lissy meine erste Kamera an dem Tag, als ich eine neue geschenkt bekam, mit der ich dieses Bild fotografierte.

Mein erstes kreatives Bild

Mein erstes kreatives Bild fotografierte ich durch ein Mikroskop, als ich 13 Jahre alt war. Das kam so:

Zu Weihnachten schenkten meine Eltern mir ein Schülermikroskop. In einem Buch über Mikroskopie las ich, dass man für Mikrofotos eine Kamera ohne Objektiv benötigt, die mit einem Adapter am Mikroskop-Okular befestigt wird.

Damals gab es die Zeitschrift Yps, in der "Gimmiks" eingepackt waren, zum Beispiel Detektivbrillen mit Spiegelchen am Gestell, über die man sehen konnte, wer hinter einem stand oder Salinenkrebs-Eier, die man in ein Glas mit Salzwasser gab und aus denen echte Krebse schlüpften, die im Wasser herum zappelten und interessant unter dem Mikroskop aussahen.

In einer Ausgabe war ein Fotoapparat für 126-er Kassettenfilm — ein schwarzes Plastikkästchen mit einer Öffnung, in die eine 126-er Kassette gesteckt wurde. An einer Wand des Kästchens, dem Film gegenüber, steckte eine Scheibe. Sie setzte sich in einem Hebel fort, den man sanft mit einem Finger bewegte, und so das Objektiv – eine Plastiklinse – frei gab und damit den Film belichtete. Dieser wurde mit einem Rädchen transportiert, das in die Aufwickelspule der Kassette gesteckt wurde. Das war fortan meine Mikrofoto-Kamera. Die Plastiklinse und den Sucherrahmen ließ ich weg und bastelte aus Karton einen Adapter, mit dem ich die Kamera auf das Mikroskop-Okular steckte. Das Foto oben entstand damals mit dieser Kamera. Es ist ein Salkzkristall, der sich bildet, wenn man Salzwasser verdunsten lässt.

Meine zweite Kamera

Als ich 15 Jahre alt war, schenkten meine Eltern mir zu Weihnachten eine Kleinbild-Sucherkamera. Sie hatte ein fest eingebautes, relativ lichtstarkes Objektiv, eine Blendenautomatik und stellte beim Blitzen die Blende automatisch ein anhand der Entfernung und Blitzgeräte-Leitzahl. Bei Langzeitbelichtung wählte sie die größte Blende, aber ich konnte die Kamera überlisten, indem ich mit einer Taschenlampe in die Lichtmesszelle leuchtete: Es wurde die Blende eingestellt, die im Sucher angezeigt wurde, sobald man den Auslöser halb durchdrückte und festhielt. Der auch sonst praktische Messwertspeicher war seltsamerweise nicht dokumentiert. Die Nachtaufnahmen sind wohl das außergewöhnlichste, was ich mit dieser Kamera zustande brachte.

Mit ihr fotografierte ich erstmals Bilder der Bilder wegen. Ich wusste nichts über Bildgestaltung. Die Ergebnisse waren nicht gut.

Zurzeit liegt sie im Handschuhfach meines Autos als Unfallkamera, die ich hoffentlich nicht benötige oder um vielleicht eine außergewöhnliche Stimmung einzufangen.

Meine dritte Kamera

Meine dritte Kamera, eine Kleinbild-Spiegelreflexkamera, benutze ich heute noch. Ich kaufte sie 1981 mit einem 1:1,4 / 50 mm-Objektiv. Sie ist noch das "Arbeitstier", mit dem ich meine Bild-Ideen verwirkliche. Ich wünschte mir eine Spiegelreflexkamera, nachdem ich Foto-Fachbücher las, die ich in der Stadtbücherei auslieh, da ich meine zweite Kamera optimal nutzen wollte. Ich wünschte, Makroaufnahmen fotografieren zu können und ein Teleobjektiv, was nicht möglich war mit meiner zweiten Kamera.

Im Lauf der Zeit kaufte ich weitere Original-Objektive hinzu, alles gebrauchte Festbrennweiten. Ich fotografierte auch mit Zoomobjektiven, aber nach eigens fotografierten Vergleichtests mit Festbrennweiten habe ich die Zoomobjektive wieder verkauft — sie waren unschärfer und die Nahentfernung bei kurzer Brennweite war mir zu gering.

Zukünftige Kameras

Zukünftige Kameras werde ich in diesem Artikel nicht erwähnen.

Entwicklung der Kreativität

Schöpferisch, fantasievoll, einfallsreich, originell sein und eigene Ideen entwickeln kann man meiner Meinung nach erst, wenn man viel weiß und erfahren hat.

Weiter bringt, Fotos anderer, besserer Fotografen anzuschauen und bei eigenen Fotos zu fragen: "Was gefällt mir an diesem Bild, was nicht und wie kann ich es besser machen beim nächsten Mal?". Es hilft bei der Frage, die man stellt, bevor man ein Bild fotografiert: "Wie fotografiere ich das?".

Ebenso von Bedeutung ist die Frage: "Was will ich fotografieren?". Ich meine, wie Andreas Feininger: "Das, was mich interessiert!". So bereitet Fotografieren am meisten Freude und die Bilder spiegeln am besten die Einzigartigkeit des Fotografen wieder.

Das Wissen habe ich angelesen und angeeignet im Versuch und erweitere es auf gleiche Weise. Ich habe noch nicht mein gesamtes kreatives Potential entwickelt und hoffe, dass ich mich weiter entwickle, verbessern kann.

Elmar Baumann, 19.07.2002

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